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Integration

Frei sind wir, Ja zu sagen oder Nein

veröffentlicht von Administrator am 23.11.2019
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"Frei sind wir, Ja zu sagen oder Nein" heißt es in einem bekannten Kirchenlied. Vor dem Eindruck zweier Demonstrationen der rechtsradikalen Partrei "Die Rechte" in Horn im letzten halben Jahr hat Christen und Nichtchristen in Horn-Bad Meinberg veranlasst, Position zu beziehen zum hitzig diskutierten Thema "bulgarische Mitbürger in Horn".

Im Arbeitskreis gegen Nazis engagieren sich seit Jahren Bürger aus verschiedenen Parteien und gesellschaftlichen Gruppierungen gegen nationalistisch-rassistische Umtriebe in Horn-Bad Meinberg. So auch Diana Ammer, die für den Arbeitskreis die Aufgabe übernommen hatte, am Gottesdienst mitzuwirken.

Redebeitrag von Diana Ammer für den Arbeitskreis gegen Nazis:

Seit einem halben Jahr arbeite ich aus gegebenen Anlass wieder aktiv beim Arbeitskreis gegen Nazis mit. Ich bin froh und dankbar, dass er die ganzen Jahre immer wieder nach dem „Rechten“ geschaut hat. Und dass dessen Mitglieder mehrfach und immer wieder mutig und öffentlich Stellung bezogen haben, was einen immensen Arbeitsaufwand (teilweise in Nachtschichten), aber auch eine große persönliche Belastung bedeutet und Zivilcourage erfordert.

Frei sind wir, ja zu sagen oder nein. Oder zu schweigen.

Wie Gott uns seine Gnade durch Jesus Christus erwiesen hat, so sollen wir mit allen Menschen umgehen.

Wenn ich in der Nachfolge Christi stehe, dann hat das für mich Konsequenzen:
Es heißt Stellung zu beziehen und „Meinungsäußerungen“ entgegenzutreten, die die Würde meines Mitmenschen, meines Nächsten, antasten.

Am 11. Juli 2019 fand eine zweistündige Fragestunde mit rund. 300 Bürgern im Rat der Stadt Horn-Bad Meinberg statt.

Die Stimmung war durch Hetze und Falschaussagen in den sozialen Netzwerken, aber auch in der Presse sehr aufgeheizt, was leider die berechtigte Kritik an Missständen, berechtigten Anliegen und Forderungen und die wahren Ursachen und Verantwortlichkeiten überlagerte.

Aus den unterschiedlichsten Motivationen heraus gab es leider aber auch eine Gewalt der Sprache,  Vorwürfe, Unterstellungen und Schuldzuweisungen an eine ausgegrenzte, überall in Europa benachteilgte Bevölkerungsgruppe. So wurden Opfer zu Tätern gemacht. Dies führte phasenweise zu einer pogromartigen Stimmung.

Auch gegenüber den städtischen MitarbeiterInnen und den demokratisch gewählten VertreterInnen entstand eine feindselige Stimmung. Hier wurde teilweise die Meinungsfreiheit in unserem Land missbraucht, um eigenes Versagen, eigene Vorurteile, eigene Verantwortung zu negieren oder politisch ausgrenzende Vorstellungen zu etablieren...

Was hilft?

Gegen simple Heilsversprechen und falsche Propheten:
- das Bewusstsein, dass es keine einfachen Lösungen gibt, und auch nicht alle Vorwürfe berechtigt sind.

Wir dürfen und können nicht jeden Schuh anziehen, der uns vorgehalten wurde. Solange wir über Müll oder falsch Parken reden, geht das am Kern des Problems vorbei und bedient auch Vorurteile. Denn zur Ehrlichkeit gehört, dass die Stadt da schon lange Probleme hat...

Gegen Schreihälse:
-die Einsicht, dass diese Hetze irgendwann vor niemanden Halt macht!

Es gilt, eine rote Linie zu ziehen, uns vor unsere MitbürgerInnen zu stellen, Werte zu leben und Vorbild zu sein.

Gegen ein Weiterso:
-Aufklärung und Transparenz.

Denn nur die Ehrlichkeit, das Integrationsversagen auf allen Seiten zu benennen, kann Vertrauen schaffen und ist die Veraussetzung für echte Lösungsansätze.

Gegen Ablehnung, Abwertung und Ausgrenzung:
-Solidarität.

Eigentlich wissen wir alle: Niemand ist eine Insel, irgendwann ist jeder von uns auf den Anderen angewiesen.

Gegen Frust und Depression:
-Idealismus.

Und die Erkenntnis, dass wir unser Gemeinwesen gestalten können, ja müssen.

Gegen Vorurteile:
- Begegnung auf Augenhöhe.

Und die Anerkennung des Wertes eines Menschen mit seinen Bedürfnissen, seinen Möglichkeiten und der Situation, für die wir alle auch verantwortlich sind.

Gegen das Gefühl der Benachteiligung:

-die mathematische Erkenntnis: Wenn ich meinem Nachbarn das Kindergeld ... nicht gönne, habe ich selber trotzdem nicht mehr Geld in der Tasche.

Armut ist kein Verbrechen.
Arme sind keine Feinde.
Egal, wo ein Mensch geboren wurde, er ist mein Nächster.


Und Geiz ist kein Ideal.

Wie sagt man:

Man muss doch auch mal gönnen können.

Lebt liebevoll!

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