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Ausländer integrieren - Naziproblem gelöst?

veröffentlicht von Oktay Bilgi am 10.2.2009
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Leserbrief zu dem Bericht in der Lippischen Landeszeitung vom 26.01.2009 zur Podiumsdiskussion „Nazis raus- alles gut?“


Anscheinend haben wir endlich ein Allheilmittel für unsere gesellschaftlichen Probleme gefunden- die Integration der ausländischen Mitbürger. So viel versprechend klingt zumindest der am 26.1. 09 erschienene Zeitungsartikel zur Podiumsdiskussion der Arbeitsgruppe gegen Nazis in Horn- Bad Meinberg mit dem Titel „Nazis raus- alles gut?“. Laut dieses Beitrags wird am Ende der Podiumsdiskussion resumiert, dass wir Integration und gute Nachbarschaft benötigen, um Nazis zu vermeiden.

Dass eine Podiumsdiskussion zum Problem des Rechtsextremismus durchgeführt wurde, ist wichtig und ein erfreuliches Zeichen dafür, dass engagierte BürgerInnen dieses Problem angehen wollen. Meiner Meinung nach ist es aber problematisch, in diesem Zusammenhang das Thema Rechtsextremismus mit der Integrationsdebatte zu vermischen. Rechtsextremismus und Rassismus schaffen sich ihre Feindbilder selbst, und dabei ist es ganz egal wie integriert die potenziellen Opfer sind.

Auf der Suche nach Lösungen müssen wir schauen wo mögliche Ursachen des Problems liegen. In Zeiten der Unsicherheit, der Versagensängste in Schule und am Arbeitsplatz, fehlender Ausbildungsplätze und hoher Arbeitslosigkeit hat Rechtsextremismus Hochkonjunktur. In solchen Zeiten der Unzufriedenheit und Ängste können Minderheiten schnell zu Sündenböcken werden, denen man gerne die Schuld zuschiebt. Die Annahme der Ungleichwertigkeit kann der Selbstaufwertung und dem Gefühl der Überlegenheit dienen.

Um das Problem an den Wurzeln zu packen, müssen wir uns die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit stellen. Warum sind in unserer Gesellschaft Chancen und Teilhabe für viele Menschen nicht realisierbar? Warum sind so viele Menschen ökonomisch, politisch und sozial an den Rand der Gesellschaft gedrängt? Für mich ist die Antwort ganz klar: Wenn wir den Menschen als Humankapital betrachten und gesellschaftliche Zugehörigkeit von der Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit des Einzelnen abhängig machen, dann sind „Verlierer“ vorprogrammiert.

Hier ist die Politik gefragt und nicht die potenziellen Opfer.


Oktay Bilgi
Horn-Bad Meinberg

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